Ein mehrgeschossiger Bau aus Holz? Da kommen bei manchen Befürchtungen auf. Die häufigsten Fragen rund um Holzbauten beziehen sich dabei auf Statik, Brandschutz und Schallschutz. Holzbauten sind aber genauso sicher wie Massivbauten.

In und an Bauteilen wirken verschiedene Kräfte; Zug- und Drucklasten, Schubkräfte durch Wind und Erdstösse. Um die Stabilität der Bauten zu gewährleisten, werden anhand von verschiedenen Verfahren die auftretenden Lasten berechnet und die nötige Materialstärke gewählt. In der Praxis erleben wir Statik z.B. im Zusammenhang mit Deckenkonstruktionen. Hier müssen Balken höher dimensioniert werden, wenn die zu überbrückende Raumbreite grösser wird. Dies geht entweder zu Lasten der Raumhöhe oder lässt das ganze Haus höher werden, was oft zu Konflikten mit der maximal zulässigen Gebäudehöhe führt. Je nachdem welche anderen Anforderungen (Raumhöhe, Stützenfreiheit) an einen Raum gestellt werden, wählt man das eine oder andere System.

Erdbebensicherheit

Die Erdbebensicherheit ist ein Thema, welches wir hierzulande etwas negiert haben. Das letzte schwere Beben liegt schon sehr lange zurück. Trotzdem müssen mehrgeschossige Bauten erdbebensicher sein. Damit dies so ist, baut man oftmals das Treppenhaus massiv und das restliche Gebäude in Holzbau. Somit ist die Erdbebensicherheit gewährleistet und ein brandsicherer Fluchtweg ist ebenfalls erstellt. Die Erdbebenthematik ist mit nur dieser Massnahme jedoch keinesfalls abschliessend erledigt. Das Beiziehen eines Fachingenieurs ist unumgänglich.

Brandschutz

Holz und Feuer vertragen sich nicht. Soweit die Meinung. Viele Materialien haben jedoch ein wesentlich schlechteres Verhalten gegenüber Brand und Hitze als Holz. Richtig geplant und ausgeführt ist ein Holzhaus genauso sicher wie jedes andere Gebäude. Die Brandschutzvorschriften der Vereinigung kantonaler Feuerversicherungen (VKF) bilden die Basis bei Konzeption und Detailplanung. Themen wie Fluchtwege, Tragwerk, Brandabschnitte werden konzipiert und geprüft, so dass der Schutz von Personen und Sachwerten gewährleistet ist. Dies wird auch durch die korrekte Verwendung der geeigneten Materialien und Produkte sichergestellt.

Ausschnitt Grundriss Obergeschoss des Mehrfamilienhauses Holzhausen mit dem Treppenhaus aus Beton und den Wänden in Holzsystembau

Das massive Treppenhaus (grün umrandet) dient nicht nur als sicherer Fluchtweg, sondern ergänzt das statische System in Bezug auf die Erdbebensicherheit.

Schallschutz – ein wichtiger Teil der Lebensqualität

Wir alle haben ein unterschiedlich ausgeprägtes Bedürfnis nach Ruhe. Damit man im Bauwesen diesen unterschiedlichen Anforderungen gerecht wird, gibt es die SIA Norm 181 „Schallschutz im Hochbau". Hier wird gesetzlich relevant festgelegt, welche Schallschutzwerte für die verschiedenen Nutzungsarten erreicht werden müssen. Unterschieden wird zwischen Luftschall und Trittschall. Genauso wie im Massivbau müssen diese Werte auch im Holzbau erreicht werden. Durchdachte Konstruktionen stellen dies sicher. Unterschiedlich sind dabei die Schichten, aus welchen sich die Boden-, Wand- und Dachelemente zusammensetzen; auch hier wieder unter Berücksichtigung der Nutzungsart und der Ansprüche der Benutzer.

Eine Wand oder Decke besteht meist aus mehreren Schichten aus verschiedenen Materialien, welche unterschiedliche Schwingungsfrequenzen haben. Masse ist bei Decken wichtig. Diese wird in Form von schwerem Dämmmaterial, Zementplatten oder Splittschüttungen eingebracht.

Konstruktionsaufbau der Geschossdecken mit Hohlkastendecke und abgehängter Decke

Detail Deckenaufbau: Hohlkastendecke mit abgehängter Decke. Durch den mehrschichtigen Aufbau der Konstruktion werden die geforderten Schalldämmwerte gewährleistet.

Legende zum Deckenaufbau oben:

 Bodenbelag variabel
 (Parkett, Plattenböden)   
 Holzbalken
 Anhydrit-Fliessestrich  Mineralwollplatte
 (Hohlraumdämpfung)
 Trenn- und Gleitlage 10   OSB-Platte
 Trittschalldämmschicht      11   Gipskartonplatte
 Zementplatten
 (Beschwerung)
12   Abhängekonstruktion,
 Installationshohlraum
 Vlies 13   Mineralwollplatte
 (Hohlraumdämpfung)
 OSB-Platte 14   Gispkartonplatten

 

Der grosse Unterschied liegt in der Konstruktionsstärke der einzelnen Bauteile. Die Entwicklung läuft auch hier stetig weiter, damit möglichst wenig Raum verbaut werden muss, um die geforderten Werte zu erreichen.

Mehrgeschossige Holzbauten sind sicher und weisen eine hohe Lebensqualität auf. Vorausgesetzt, sie werden kompetent geplant und ebenso umgesetzt.

Kommentare zu
«Mehrgeschossige Holzbauten: Unbegründete Vorurteile»

Kommentare (2)

    30.01.2017

    Kirsten Zander-Wörner

    Hallo
    wir haben ein Massa Haus und möchten ein Airyogatuch befestigen, weshalb der Abstand der Balken interessant ist!
    Können sie mir diesen mitteilen?
    Lieben Dank

    30.01.2017

    Jeanine Troehler, Renggli AG

    Guten Tag Frau Zander-Wörner

    Wir empfehlen Ihnen, sich direkt an Ihren Baupartner Massa Haus zu wenden. Er kann Ihnen weiterhelfen, denn er kennt die Konstruktionsart und damit Balkenlage, die er eingesetzt hat.

    Freundliche Grüsse,
    Renggli AG

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