Tipps von anderen Bauherrschaften sind besonders wertvoll, wenn Sie selber ein Haus bauen möchten. Johan Verbiest erzählt von seinen Erfahrungen beim Bau seines Einfamilienhauses.

Unser Mitarbeiter Johan Verbiest ist im 2012 in sein neues Renggli-Haus eingezogen. In diesem Blogbeitrag gibt er Tipps an zukünftige Bauherrschaften weiter. Denn solche Erfahrungen können Gold wert sein in einem Bauprozess.

Dieses Interview ist eine ungekürzte Fassung eines Artikels im Magazin «traumhaus» vom Frühling 2013.

Renggli-Haus von Johan Verbiest

Das neue Zuhause der Familie Verbiest

Wie nahmen Sie das Bauprojekt in Angriff?

Die Arbeit bei Renggli hat mich sehr stark geprägt. So kam es, dass unser Haus nun eine individualisierte Kopie von einem Objekt aus jener Zeit ist.

Was war Ihr Bauprojekt?

In Buttisholz, in einer neu parzellierten Strasse, bauten wir vor rund einem Jahr ein Haus. Es ist das erste Minergie A-P-Eco Haus, das die Firma Renggli realisiert hat. Die Zertifizierung bedeutet: Der Bau ist ein Plusenergiehaus und nutzt die Sonnenenergie. Er produziert doppelt so viel Energie, als er tatsächlich benötigt. Das Haus wurde in Holzsystembauweise gebaut und ruht auf einem Massivbaukeller. Am 31. Januar 2012 brachten vier Lastwagen die Bauelemente zur Baustelle und die Montageleute richteten das Haus noch am selben Tag auf. Am 5. Mai 2012 konnten wir einziehen.

Wie stark waren Sie in das Projekt involviert?

Sehr stark, ich war ein Teil vom Team. Neben der Planung habe ich auch als Handwerker gearbeitet. Von der Fertigung im Werk über die Montage vor Ort bis zu den Parkett- oder Elektroarbeiten habe ich alles hautnah mitverfolgt und habe selbst Hand angelegt. Die Schalungsarbeiten bei -15 °C und eisiger Bise werde ich nie vergessen.

Wie erlebten Sie die Planung?

Als passionierter Ingenieur und Hobby-Handwerker habe ich die Planung sehr intensiv begleitet. Wahrscheinlich sind hunderte von Stunden angefallen, aber ich habe enorm viel dabei gelernt.

Haben Sie Tipps zum Umgang mit den Handwerkern?

Man wird von ihnen sehr schnell respektiert, wenn man selber Hand anlegt und auch bei Minustemperaturen draussen steht. Aber das ist natürlich nicht jedermanns Sache. Auch die vielen gemeinsamen Znünis erlaubten ein besseres Kennenlernen und ergaben aufschlussreiche Diskussionen. Die Arbeit ist für alle Beteiligten viel angenehmer, wenn die Leute sehen, für wen sie im Einsatz sind und dass Ihre Arbeit geschätzt wird.

Wovon raten Sie dringend ab?

Von einer so genannten «Reiz-Architektur». Heutzutage werden Häuser gebaut, die zum Beispiel über extravagante Auskragungen verfügen. Die sehen zwar cool aus, sind energetisch aber nicht sinnvoll. Mich hat eher das Motto «Form follows function» geprägt. Allzu stark auf Ästhetik zu setzen und die Funktion in den Hintergrund zu rücken ist meiner Meinung nach nämlich sehr heikel. Klar will und darf man Akzente setzen – ich selbst tue das aber lieber auf eine andere Weise, mit einem besonderen Parkett zum Beispiel.

Welchen Rat haben Sie für andere Bauherrschaften?

Es ist eine Utopie, zu meinen, dass man alles von Anfang an richtig machen kann. Bei einem Bauvorhaben gilt es unendlich viele Entscheidungen zu treffen. Darum rate ich Bauherrschaften vorerst die persönlichen Grundbedürfnisse zu definieren. Dabei spielen Wandfarben, die Laufrichtung des Parketts oder ein elektrischer Türöffner eine untergeordnete Rolle. Wichtiger ist es in Sachen zu investieren, die nachher nicht oder kaum noch nachgerüstet werden können. Und man muss sich bewusst sein, dass der ganze Prozess geprägt ist von Kompromissen. Das ist gut so und man wird gezwungen sich vorerst auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Was würden Sie heute anders machen?

Grundsätzlich waren von 1'000 Entscheidungen etwa 990 goldrichtig. Klar erkennt man im Nachhinein ein paar wenige Dinge, die man bei einem zweiten Anlauf anders machen würde. Wir haben zum Beispiel die Nutzung unseres Kellers als Lager-, Hobby und Fitnessraum unterschätzt. Heute würden wir diese Räume besser Dämmen und dafür sorgen, dass mehr Tageslicht in das Geschoss gelangt.

Was empfanden Sie als grösste Herausforderung?

Die Intensität und das Tempo des Projekts waren enorm. Noch ein Jahr vor Einzug hatten wir keine Ahnung, dass wir schon so bald im selbst gebauten Eigenheim leben würden. Die Finanzierungsphase, Baulandsuche, Planung und Umsetzung mit Familie und Job unter einen Hut zu bringen – das war eine Herausforderung und hat mich an meine Grenzen gebracht. Aber ich hatte Spass dabei. Heute würde ich sagen: Unser Haus ist fast wie unser drittes Kind.

Wie lösten Sie Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Familie?

Die gab es kaum. Meine Frau hat mich auf der energietechnischen Ebene wüten lassen, dafür habe ich ihr bei der Küchenplanung freie Hand gelassen. Sehr hilfreich war auf jeden Fall, dass wir uns ähnliche Objekte angeschaut haben und darüber diskutierten. 

 

Johan Verbiest ist als Technologieingenieur bei Renggli tätig. 2011 entschieden sich er und seine Familie für den Bau eines Eigenheims. Sie bezogen es im Mai 2012.

Quelle

Dieses Interview, geschrieben von Flurina Decasper, wurde erstmals im Magazin «traumhaus», Ausgabe 2/2013 veröffentlicht.

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Kommentare zu
«Tipps vom frischgebackenen Bauherrn»

Kommentare (1)

    12.12.2013

    Alexander

    Das glaube ich gerne. Ich habe auch dieses Gefühl gehabt. Das Haus als noch ein Kind zu sehen.
    http://www.schwyter-bauingenieur.ch

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