Es geht in diesem Blogbeitrag um die raumprägende Wirkung von Farben in der Architektur. Welche Farben heben hervor, welche Farben kaschieren? Wie gehen wir Architekten damit um? Was gilt es neben den individuellen Vorlieben beim Einsatz von Farben in Innenräumen zu beachten?

«Ich male die Decke strahlend weiss, damit der eher niedrige Raum optisch an Höhe gewinnt». Ein gängiger Rat mit dem Sie leider das Gegenteil von dem bewirken, was Sie eigentlich möchten. Weshalb? Lesen Sie weiter.

Die grundsätzliche Einteilung von Farben in warm- und kalttonige Farben ist weitgehend bekannt. So werden Blautöne in ihren Abstufungen Blaugrün und Blaurot eher als kalt wahrgenommen. Dem gegenüber werden Gelb, Orange und Rot als warm empfunden. Um diese allgemeinen Grundsätze geht es in diesem Beitrag nicht. Vielmehr geht es um das Erfassen der räumlichen Architektursprache, die man durch den Einsatz von Farben verstärken wie auch abschwächen kann.

Statische Farben für die Grundatmosphäre

Es gibt Farben, die sich in ihrer Wirkung auf den Betrachter eher zurückhalten, und Farben, die sich in den Vordergrund drängen. Zwischen diesen beiden Polen liegt das Spektrum der räumlich neutralen Farben. Zu den neutralen Farben zählen Weiss-, helle Grau- und Erdtöne. Sie übernehmen die statische Funktion der Farbe im Raum indem sie als Grundton die Atmosphäre bestimmen. In ihrer Wirkung zurückhaltend, ordnen sie sich der Architektur des Raumes unter.

Konstruktive Farben für die Formsprache

Nachdem die Grundatmosphäre des Raumes farblich festgelegt ist, kann die Formsprache des Raumes durch konstruktiv wirksame Farben vertieft werden. Im Vergleich zu den statisch wirkenden, hellen Farben sind die konstruktiven Farben intensiver. Sie verstärken die Architektur des Raumes als dunkles Gegenüber zum statischen Hell.

Dynamisch wirksame Farben zur Differenzierung der Architektur

Mit Hilfe der dynamisch wirksamen Farben wird der Raum in seiner Form und Besonderheit differenziert und individualisiert. So können einzelne Wände, Stützen oder Wandvorsprünge im Raum farblich hervorgehoben oder aber zurückgenommen werden, je nach dem, ob sich die Farbwahl eher an den hervortretenden Farben (Rot-, Gelb- und Orangetöne) oder den zurückweichenden Farben (Ultramarinblau, Schwarz) orientiert.

Farbpalette mit braun-grün-blauen Farben

Testen Sie, welche Farben von Ihrem Auge angezogen werden.

Hier gilt der Grundsatz: hellere Farben für das, was man zeigen will und dunklere Farben für das, was man kaschieren möchte. Dies entspricht der Funktionsweise unseres menschlichen Auges, das von helleren Flächen eher angezogen wird, als von dunkleren. Somit sollte beispielsweise die Decke in einem eher niedrigen Raum etwas dunkler als die umgebenden Wände gestrichen werden. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, eine strahlendweisse Decke lasse den Raum optisch höher wirken, wird der Blick als erstes auf die hellste Fläche im Raum, eben die zu niedrige Decke, fallen. Somit wird der eigentliche Makel des Raumes zusätzlich ins Licht gerückt. Verfährt man gegenteilig und taucht die Decke in einen etwas dunklereren Farbton, wird der Decke die Aufmerksamkeit entzogen, sie tritt in den Schatten zurück. 

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Wahl der dynamischen Farben ist die genaue Prüfung der herrschenden Lichverhältnisse im Raum. Es gibt Farben wie Ocker, Braun, Grau, Weiss, Umbra und einige Blautöne, die in jedem Licht wirken. Dann gibt es Farben, die erst im Licht ihre ganze Pracht entfalten und im Schatten eher empfindlich, trüb und matt reagieren. Hierzu zählen alle warmtonigen Farben, wie Rot, Gelb und Orange. So kann ein dunkler Kellertreppenabgang, der in der Meinung etwas Sonne ins Untergeschoss zu bringen, gelb gestrichen werden soll, schnell fahl wirken. 

Dasselbe Gelb verschattet und im Licht

Gelb wirkt je nach Lichtverhältnisse anders – hier von freundlich und hell zu schmuddelig und trist. Bei diesem Beispiel kann ein gräuliches (Ocker) oder ein bläuliches Gelb die wirksamere Wahl sein.

Ultramarinblau andererseits leuchtet erst im Schatten so richtig farbig, da es äusserst wenig Licht benötigt, um zu wirken. Dies gilt grundsätzlich für alle Farbtöne, die sich dem Schwarz nähern.

Farbberatung

Natürlich können Sie nun eigenhändig zu Pinsel und Farbtopf greifen. Da der Einsatz von Farben im Raum jedoch äusserst komplex ist, empfehlen wir Ihnen eine kompetente Farbberatung, die die Architektur des Raumes erfasst, Schönes betont und die weniger attraktiven Stellen geschickt kaschiert Anbieter dafür gibt es viele.

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Kurses bei der Farbmanufaktur kt.color entstanden. Das Unternehmen stellt in Uster Farben aus Naturpigmenten her und vereint das Wissen um die chemische Zusammensetzung mit der psychologischen Wirkung von Farbe auf den Menschen.

Link-Icon Farberatung von kt.color, Uster 

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Kommentare zu
«Wie funktionieren Farben in der Innenarchitektur?»

Kommentare (2)

    05.04.2014

    Korinna Hallwachs

    Farbe ist bei der Innenausstattung sehr wichtig. In Ruhe Räumen beruhigende Farben, in Aktivräumen belebende. Auch kann man diese Konzepte beim Boden weiter führen, ob nun ein heller Laminat, oder ein dunkler Parkett, oder edle Eichendielen .

    22.08.2018

    andreas stecker

    Vielen Dank für den interessanten Artikel über Innenarchitektur. Ich finde das Thema sehr spannend und habe im Internet auch schon einige gute Seiten gefunden.

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