Bisher mussten wir zukünftigen Bauherrschaften immer wieder erklären, warum ihr mehrgeschossiges Wohn- oder Dienstleistungsgebäude ein Holzbau sein könnte. Bei fast jedem Projekt brauchte es Überzeugungsarbeit. Die beteiligten Planer und die Bauherren fühlten sich als Pioniere. Wobei: Der wirkliche Pionier war und ist die Renggli AG. Als einer der massgebenden Wegbereiter des energieeffizienten Holzhausbaus im Minergie- und Minergie-P-Standard erkannte die Firma schon früh, dass es mit dem Holzbau in Zukunft neben dem Einfamilienhausbereich auch beim mehrgeschossigen Bauen abgeht. Dass Holzbauten bezüglich der Ökologie den anderen Bauweisen voraus sind, versteht jeder und jede sofort. Bei den Anforderungen aber, die bezüglich Schallschutz, Brandschutz, Statik und Erdbebensteifigkeit, aber auch bezüglich der Dauerhaftigkeit und der Wirtschaftlichkeit an ein grosses Wohn- oder Dienstleistungsgebäude gestellt werden, kann man sich im ersten Moment wirklich fragen, ob dies alles mit einem Holzbau zufriedenstellend erreicht werden kann – und warum es denn ein Holzbau sein soll.
Als Ingenieure gestalten wir den mehrgeschossigen Holzbau seit über fünfzehn Jahren tragend mit. Bei fünf grossen, fünfgeschossigen Genossenschaftsbauten in Zürich stellte der projektierende Architekt Matthias Müller von em2n Architekten von Anfang an die Frage, warum das Projekt kein Holzbau sein soll. Wegen des ökologischen Profils? Nein, dieses war schon immer besser als bei der herkömmlichen Bauweise. Wegen des Brandschutzes? Nein, mit dem Holzbau wird heute genauso brandsicher gebaut wie mit herkömmlicher Bauweise. Wegen des Schallschutzes? Nein, mit den heute eingesetzten Decken- und Wandsystemen hört man auch barfuss herumrennende Kinder und tiefe Bässe aus Subwoofern nicht mehr. Wegen der Statik? Nein, Holzbauten werden heute so dimensioniert, dass die Deckensteifigkeiten Betondecken ähnlich sind und bezüglich Erdbeben gegenüber Betonbauten eher ein optimaleres Tragverhalten haben. Wegen der Bauzeit und der Ausführungsqualität? Nein, die Bauzeit von Holzbauten ist immer kürzer, und im Werk vorgefertigte Bausysteme überzeugen durch höchste Ausführungsqualität. Wegen den Kosten? Ja, ... beim ersten Vergleichen der Baukosten sind diese in der Regel etwas höher als in Massivbauweise. Werden aber die anderen Qualitäten gegenübergestellt, relativieren sich diese meistens. Kommt hinzu, dass die Lebenszykluskosten von Holzgebäuden nicht höher sind als von Gebäuden herkömmlicher Bauweise. Zudem streben zukünftige Bewohner immer mehr nach Leben, Wohnen und Arbeiten in nachhaltig realisierten Holzgebäuden. Sie fragen sich nicht mehr nur, was sie essen, wie gesund sie leben, sondern auch in welchen Wänden sie wohnen.
Warum Ihr Wohn- oder Dienstleistungsgebäude kein Holzbau sein soll? Heute eine berechtigte Frage von Architekten und Bauherren.
Über den Autor
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Pirmin Jung ist Gründer und Geschäftsführer von Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau AG in Rain. Renggli arbeitet seit mehreren Jahren mit ihm zusammen. |
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