Für einmal wird in dieser sonst so gut gelaunten Rubrik eine hölzerne Träne vergossen. Sie gilt der Manifesta-Plattform «Pavillon of Reflections», die diesen Sommer im Zürcher Seebecken für Kreativität in Holz geworben hat. Alle mochten sie, aber das war so nicht geplant.
Bis zu 400 Menschen gleichzeitig ertrug die filigrane Konstruktion schwimmenderweise und erwies sich mit Bar, Tribüne, Schwimmbad, Sonnendeck und einem riesigen Flatscreen als Publikumsmagnet. Dabei bestand sie aus minderwertigem Borkenkäferholz, wurde von handwerklich unbedarften Architekturstudenten zusammengeschraubt und erinnerte an schnell gezimmerte Jodelfesttribünen. Doch genau dieser Charme des Provisorischen machte den Reiz aus. Die Liebe zum ungehobelten Detail wurde fassbar, die Idee erhielt Gewicht: 150 Tonnen, um genau zu sein. Im Rahmen des Zürcher Filmfestivals schnappte sich der Pavillon nochmals eine tragende Nebenrolle, aber alle Pläne für eine neue Heimat an irgendeinem Ufer mussten im See der Vorschriften und Einsprachen versenkt werden. Die Gunst, die einst dem Eiffelturm widerfuhr, war der schwimmenden Sehenswürdigkeit nicht vergönnt. Inzwischen dürfte die Konstruktion vollständig in ihre Einzelteile zerlegt sein, die vielleicht als Brennholz im Winter noch etwas nachglühen. Schade drum.
Bauherrschaft |
Manifesta 11 |
Projektleitung |
Adi Heusser und Boris Gusic, |
Architektur |
30 Architekturstudentinnen und -studenten der ETH Zürich |
Zuschnitt |
Sägerei Konrad Keller AG, Unterstammheim ZH |
Holzbauarbeiten | u.a. Handholzwerk Hannes Jedele, Winterthur |
Ingenieursleistung | Holzbaubüro Reusser GmbH, Holz Winterthur |
Abmessungen | 23 mal 32 Meter |
Grundfläche | 600 m2 |
Holz | 157 m3 Rundholz, unbehandelte Fichte |
Über den Autor
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Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum». |
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