In der Vergangenheit haben die meisten Bauherrschaften reflexartig an Beton und Stahl gedacht, wenn sie grosse Überbauungen planten. Bei der Überbauung Waldhof in Rotkreuz dachte die Bauherrschaft – die über viel Erfahrung mit Beton und Stahl verfügt – an Holz. Das hat auch damit zu tun, dass der Bauherrenvertreter hier einen Beitrag zu einer nachhaltigen Baukultur leisten wollte.

Wunderschön sind die Sichtdecken aus Fichtenholz in den Wohnungen.
Artan Dauti nutzt den verfügbaren Werkraum gerne, um mit seiner Tochter an ihren Fahrrädern zu werken.

In Rotkreuz hat sich Alexander Hausherr, Vertreter der Immobilienfirma in Familienbesitz, auf neues Terrain eingelassen: Bauen mit Holz. Die ursprüngliche Planung sah – der Gewohnheit folgend – noch die klassische Massivbauweise vor. Immerhin ging es um ein Grossprojekt: 5 Mehrfamilienhäuser, 55 Wohnungen plus Gewerberäume. Doch im Verlauf des Prozesses – die Grundrisse waren bereits gezeichnet – wuchsen in der Gedankenwelt von Alexander Hausherr immer mehr Bäume in den Himmel. Es wuchs der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit, und es wuchs die Überzeugung, dass Holz im Wohnungsmarkt auf eine hohe Akzeptanz stossen wird. Aber damit waren nicht einfach alle Bedenken gegenüber Holz für den Bau von Mehrfamilienhäusern verflogen. Dazu brauchte es schon gute Argumente des Ingenieurteams von Renggli zu Themen wie Statik, Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz und die Idee, die Decken in Holz-Beton-Verbund-Bauweise (HBV) umzusetzen.

Nachdem Renggli mit ihren Planungs- und Engineering-Dienstleistungen das Vertrauen der Bauherrschaft gewonnen hatte, überzeugte sie auch mit ihrer Offerte bei der Holzbauausschreibung. Erfreut nahm die Bauherrschaft bei dieser Gelegenheit zur Kenntnis, dass der bestehende Grundriss mit wenigen Anpassungen holzbautauglich war. Aber wie hellhörig sind Bauten aus Holz, wie verhält es sich bei Wasserschäden, bei Feuer? Verständliche Bedenken, wenn eigene Erfahrungswerte fehlen. Darum war es der Bauherrschaft wichtig, dass alle Unsicherheiten in einer konstruktiven und innovativen Planungszusammenarbeit verfliegen, bevor sie sich auf das vermeintliche Abenteuer mit dem Baustoff Holz einliess.

Einer der grossen Vorteile des Holzbaus war für Alexander Hausherr augenfällig: Von seiner privaten Wohnung aus konnte er aus nächster Nähe mitverfolgen, in welchem Tempo die Gebäude an Form und Höhe gewannen. Das hat ihn beeindruckt: «Diese Bauweise könnte sich zu einem neuen Standard weiterentwickeln.»

Alexander Hausherr, Bauherrenvertreter
Die Grundrisse waren bereits gezeichnet. Doch im Verlauf des Prozesses wuchsen in meiner Gedankenwelt immer mehr Bäume in den Himmel. Alexander Hausherr, Bauherrenvertreter
Familie Dauti, Mieterin
Für uns ist die Überbauung Waldhof mehr als nur ein Wohnort. Die nachhaltige Architektur und der gut gestaltete Wohnraum sorgen dafür, dass wir uns rundum wohlfühlen. Familie Dauti, Mieterin

Besonders spannend ist die Überbauung gerade dort, wo sich Holz und Beton konstruktiv ergänzen: in den Bodenbzw. Deckenelementen. Beton ist gut auf Druckbelastung, Holz auf Zugbelastung. Die hybriden Deckenelemente in Rotkreuz nutzen die Vorteile beider Materialien. Zwei verschiedene Varianten von HBV-Decken kamen zum Einsatz: einerseits vor Ort produzierte Elemente wie im Massivbau üblich. Andererseits im Renggli-Werk vorgefertigte Elemente, die aufgrund ihres Gewichts zwar zur logistischen Herausforderung wurden, dafür bereits im ausgetrockneten Zustand verbaut werden konnten. Damit ersparte sich das Montageteam den Aufbau eines Notdachs, 28 Tage Wartezeit bis zur Austrocknung sowie eine allfällige Kollision mit dem Zeitplan, der minutiös eingehalten werden musste. Etwas ungewohnt war für die Bauarbeiter, dass nicht der Baumeister, sondern die Holzbauer den Takt auf der Baustelle vorgaben. Doch mit Stolz können alle Beteiligten für sich verbuchen, dank hervorragender Zusammenarbeit sämtliche Termine in allen fünf Gebäuden exakt eingehalten zu haben.

Gebäude nachhaltiger bauen ohne Einschränkung der Wohnqualität und zu attraktiven Mietpreisen – das war das formulierte Ziel der quartimo5 ag, der Immobilienfirma der Erbengemeinschaft. Es wurde mit Bravour erreicht. Die Preise liegen nur leicht über den Umgebungswerten, der Ausbaustandard hingegen deutlich. So verfügt zum Beispiel jede Wohnung über eine Wintergartenloggia, eine kontrollierte Wohnungslüftung und einen Waschturm. Die hauseigenen PV-Anlagen liefern pro Jahr ca. 180’000 kWh, die knapp die Hälfte des gesamten elektrischen Energiebedarfs decken. Die Tiefgarage bietet für Ladestationen verkabelte Parkplätze. Den geneigten Heimwerkenden steht ein Werkund Bastelraum zur Verfügung, den die gesamte Siedlung nutzen kann.

Die Mietenden, die mehrheitlich zum ersten Mal in einem Holzgebäude wohnen, empfinden das Raumklima und die Raumakustik als sehr angenehm. Auch die Holzmaserung an den Decken, die sichtbar geblieben sind, gefällt gut. In der Aussenansicht der Gebäude ist allerdings kein Holz zu sehen – damit können wir Holzbauer leben. Die Fassaden bestehen aus pflegeleichten, hinterlüfteten Eternitplatten und kommen ohne konstruktiven Holzschutz aus. Das Umgebungs- und Freiraumkonzept ist angelehnt an den landwirtschaftlichen Ursprung mit Obstplantage und Blumenwiesen. Passend dazu plätschert das malerische Bächlein am Siedlungsrand, das in seiner ursprünglichen Form erhalten blieb. Mitten in dieser Idylle befinden sich die Spielbereiche für Kinder und die beschatteten Aufenthalts- und Sitzgelegenheiten für alle. Nicht verwunderlich, dass die Vermietung der Wohnungen sehr erfolgreich verlaufen ist. Die Überbauung Waldhof zeigt: nachhaltige Gebäude aus Holz sind auch im Mehrfamilienhausmarkt ein klarer Wettbewerbsvorteil. Genau das war die Hoffnung der Bauherrschaft, die es nicht bereut, den Holzweg beschritten zu haben.

Der Holzsystembau befindet sich gut vor der Witterung geschützt hinter der hinterlüfteten Fassade aus Eternit.

Details zum Bauprojekt

Investorinquartimo5 ag
ArchitekturHausherr Architektur AG
BaustandardMinergie
Baujahr2022-2023
KonstruktionHolzsystembau
FassadeHinterlüftete Fassade aus Eternit
NutzungNutzung 5 Mehrfamilienhäuser mit 50 Mietwohnungen, 5 Eigentumswohnungen und Gewerberäumen
Leistungen Renggli AGHolzbau-Engineering (Statik / Brandschutz / Schallschutz / Wärmeschutz, Feuchteschutz
Holzbau

Zusatzinformationen

Ein Fachbeitrag von Marvin Reisener, Leiter Entwicklung/Innovationen:

Ihr nächster Schritt

Wollen Sie mehr über unser Leistungsspektrum als General-/Totalunternehmen für Bauherrschaften erfahren? Dann bestellen Sie jetzt unsere kostenlose Dokumentation:

Dokumentation bestellen

Wollen Sie mehr über unser Leistungsspektrum als Holzbauer für Planer und Architekten erfahren? Dann bestellen Sie jetzt unsere kostenlose Dokumentation:

Dokumentation bestellen

Über den Autor

Porträtfoto Texter Markus Gabriel
Markus Gabriel

Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.

Kommentare zu
«Aus Beton wird Holz»

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar