Obwohl im ausgeschriebenen Wettbewerb eigentlich Massivbauten gewünscht waren, konnte man auf den Skizzen des Büros labac schon in der Wettbewerbsphase ein Skelett aus Beton und eine Fassade aus Holz ausmachen. Die Idee des hybriden Bauens – überzeugend vorgetragen – fiel bei den Verantwortungsträgern der beiden Baugenossenschaften CODHA und Voisinage auf guten, ökologischen Grund.
Wie die soziale Säule zu gestalten war, das entwickelte sich nicht nur in den Köpfen der Architekten. Auch das Pflichtenheft, mitverfasst von den künftigen Bewohnern, verlangte nach besonderen kommunalen Lösungen. So nahmen «überdimensionierte Gemeinschaftsräume mit bioklimatischer Funktion» Gestalt an: von der Kletterwand über das Gewächshaus, die Herberge, den Musiksaal, die Gewerbeateliers bis hin zum partizipativ organisierten Supermarkt und zu weiteren Gemeinschaftsräumen. Sogar Cluster-Wohnungen mit sechs Wohneinheiten wurden wunschgemäss realisiert.
Der zweistufige Wettbewerb war anspruchsvoll und wurde von Berufskollegen sogar als unmöglich bezeichnet. Doch die Teilnahme war für das Büro labac eine Herzensangelegenheit. Nachdem es ähnliche Konzepte schon für ein anderes Projekt entwickelt hatte, wollte man diesen unmöglichen Wettbewerb einfach gewinnen. Das Thema Holz ins Spiel zu bringen, erwies sich als hilfreich. Ein Besuch der beiden Baugenossenschaften im Renggli-Werk war während der Projektentwicklung für die Entscheidungsträger und die mitgereiste Delegation künftiger Bewohner weichenstellend. Diese waren, wie erwähnt, im gesamten Bauprozess stark involviert und engagiert.
Das genossenschaftliche Interesse war in der Tat so gross, dass die Architekten vor Ort sogleich einen «espace chantier» einrichten liessen: ein Pionierkonzept des Büros labac mit einer Baustelleninstallation und einer Mischung aus Infocenter, Konzertareal, Znüniplatz und Gemeinschaftsgarten. Kollektive Räume zu schaffen und um diese herum Wohnungen zu gruppieren, war denn auch eine Leitidee für das gesamte Projekt.
Ein echter Knackpunkt war die Finanzierung. Nachdem die Säulen «soziale Solidarität» und «ökologische Verantwortung» konzeptionell vorbildlich abgedeckt waren, musste ja auch die «wirtschaftliche Effizienz» gewährleistet sein. Doch wer mit der geringen grauen Energie, der hohen Fertigungsqualität, der Schnelligkeit im Aufbau und der Dauerhaftigkeit von Holz rechnet, kommt auch bei dieser Säule auf ein erbauliches Resultat. Nun darf man positiv darauf gespannt sein, wie sich dieses «Vertical Village» mit Leben füllt.
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Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.
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