Wir sind zu Besuch bei Rita Krasniqi, Interior Designerin und Inhaberin der Firma Moodesign Mensch & Raum. Wie lebt eine Interior Designerin selbst? Wir lassen uns in drei Blogbeiträgen inspirieren.
Frau Krasniqi, Im ersten Teil des Interviews haben Sie uns Ihre Inspirationssquellen preis gegeben. Wie sieht nun Ihr eigenes Zuhause aus? Dürfen wir eintreten? Wir freuen uns zu sehen, wie Sie selbst wohnen.
Selbstverständlich – herzlich willkommen!
Erzählen Sie uns: Wie sind Sie in der Inneneinrichtung in ihrem eigenen Zuhause vorgegangen?
Die Innenraumgestaltung kann step by step aufgebaut werden. Die Möbel wie Sofas, Betten, Schränke, Tische, etc. werden optimal platziert (schon im vorhinein konzipiert) und danach können Tapeten-, Farb- und Lichtkonzepte vor Einzug oder eben nach dem Einzug umgesetzt werden.
Bei mir war es so, dass ich genau wusste, was, wo hinkommt. Es gibt eine optimale Raumgestaltung, doch die sieht für jeden anders aus. Ich liebe es, wenn man von Raum zu Raum in eine neue Welt kommt. Wenn alles fliessend und harmonisch ist. Bei mir ist es auch farblich eher gemixt - selten findet sich etwas in «beige, weiss, beige». Das Interessante finde ich, wenn ich zum Beispiel von der Küche ins Wohnzimmer laufe – dort erwartet mich ein komplett neuer Raum. Die Farben wie auch die Atmosphäre sind anders. Ich liebe Kontraste – und das finden Sie bei uns oft. Und ich liebe Schwarz und Weiss. Das ist nicht zu übersehen bei uns (lacht).
Eingangsbereich
Pflanzen, Pflanzen und nochmals Pflanzen. Ein wunderschöner Topf mit einer schönen Pflanze laden zum Eintreten ein.
Das ist mir besonders wichtig. Das ist der erste Eindruck – er empfängt mich, wenn ich nach Hause komme und meine Gäste, wenn sie auf Besuch sind. Hier haben wir eine ganz schlichte Variante eines Möbels für die Schuhe gewählt. Natürlich können Schuhe immer elegant und edel verstaut werden. Für mich selbst sind Schuhe vor der Haustüre nicht einladend, deshalb sind sie gut verstaut. Immer draussen – eine Vase mit frischen Blumen. Das erfreut mein Herz schon, bevor ich zur Tür hinein gehe.
Korridor
Unser Korridor ist nicht riesig. Diesen halte ich frei und ein einziges Gemälde in schwarz/weiss mit robustem goldenem Rahmen ziert die Wand. Ich mag es, wenn Korridore aufgeräumt und «frei» sind. Hier habe ich die gebrochen weisse Wand bewusst so gelassen. Ein Tisch, ebenfalls in schwarz/weiss, dient zur Schlüsselablage und eine kleine Keramikschale dient für Visitenkarten, etc.. Eine weitere Leidenschaft von mir – Keramik in allen Variationen. Da kommen wir später noch darauf (schmunzelt).
Küche
Unsere Küche ist das Herzstück des gesamten Wohnraums. Hier essen wir, sitzen beisammen, schreiben und lesen. Kurz: Hier verweilen wir sehr oft. Die Wohnküche war schon immer ein Traum von mir. Diesen Traum dürfen wir nun leben: Wir haben genügend Platz für einen grossen Holztisch inmitten des Raums. Der Tisch sollte das markanteste Stück der Küche werden. Dazu habe ich zwei Sessel und eine Sitzbank kombiniert. Natürlich nicht in der selben Farbe (lacht). Am Kopf des Tisches fällt ein Stuhl komplett aus dem Rahmen – das mag ich. Dieses Stück dient auch oft als Taschenablage. Ich mag es sehr, wenn verschiedene Stühle kombiniert werden.
Das Licht wurde oberhalb des Tisches platziert. Leuchten in Schwarz dominieren ebenfalls. Ich wollte hier ein markantes Design. Die Lampen geben auch ein optimales Licht und blenden nicht – ich liebe sie.
An der Wand befindet sich unser Keramik-Laden (lacht). Hier findet man Vasen in verschiedensten Grössen, Farben und Materialien. Zudem sind farbenfrohe Keramik-Schalen und Schüsseln zu finden. Das Gestell ermöglicht es, mehr Stauraum zu schaffen und die schönsten, liebsten, Schalen etc. erhalten eine eigene Bühne. Die Schönheit von Keramik, egal in welcher Art und Weise, macht mich täglich glücklich.Für mich ist das Kunst und sie inspiriert mich. Freude schaffen – immer und überall. Und frische Blumen zu jeder Jahreszeit! Für mich fast schon ein Muss. Sie erfreuen das Herz und die Farben tun uns allen gut.
Die Tapete in der Küche fällt sofort auf: Eine Collage mit Pflanzen, schwarz/weissen Elementen und einer Eule. Wie ist es dazu gekommen?
Die Tapete war zuerst – das ist ja klar, danach kam alles andere! (lacht) Das ist wirklich so. Von Anfang an wusste ich, welche Tapete ich hier haben möchte und selbstverständlich hat mich dieses Design für das restliche Interieur inspiriert. Die Farben auf der Tapete sind überall in der Küche widerzufinden: Am Stuhl, am Vorhang, an einer Keramikschüssel, und am Boden.
Egal was die Insiprationsquelle ist – ich empfehle immer – genau da aufzubauen: Eine schöne Tasse kann eine Inspiration für Farben und Materialien sein, ein Blumenstrauss, ein Bild. Es gibt kein richtig oder falsch. Auf das eigene Gefühl hören und los! Korrigieren kann man immer wieder – Mut ist hier gefragt.
Was sagen Sie zu Textilien in der Küche?
Unbedingt! Ein puderfarbener Vorhang schmückt unsere Küche. Diese Farbe ist natürlich auch auf unserer Tapete und im Essgeschirr wiederzufinden (lacht).
Wohnzimmer
Das Wohnzimmer – unser Bijou mit verschiedensten Figuren und Farben aus aller Welt. Hier wollte ich eine multikulti Welt schaffen. Inspiriert wurde ich von den Fotobüchern, von einem Gemälde einer meiner Lieblingskünstler und von meiner Schwarz/Weiss-Liebe.
Fotobücher sind für mich Kunst und ich liebe Covers. Deshalb kann ich auf dem Büchergestell die Bücher mit dem Cover nach vorne aufstellen. Selbstverständlich kann man immer wieder Bücher wechseln oder ergänzen. So entsteht immer wieder eine neue Kunstwand im Raum. Nebst den Büchern sind auch viele Figuren, Muscheln und Steine aus aller Welt zu sehen. Diese Wand lädt mich immer wieder auf unsere Reisen ein und die Fotobücher werden oft von uns und unseren Gästen betrachtet.
Neben der Fotowand ist ein gelber Sessel platziert, der zum betrachten der Fotowand und der Bücher einlädt. Oft sitzen wir auch hier und trinken einen Kaffee. Diese Ecke ist sehr beliebt. Wir haben uns ganz bewusst für ein sehr grosses Sofa entschieden. Uns war es wichtig, dass alle Platz darauf haben und jeder gemütlich sitzen oder liegen kann. Ich habe es so platziert, dass man hinaus in die wunderschöne Natur sehen kann. Wir haben keinen Fernseher, also sind quasi die Fenster unser Fernseher.
Da wir sehr viel natürliches Licht im Raum haben, habe ich mich im Wohnzimmer für eine dunkelblaue Wand entschieden. Diese Farbe vermittelt Geborgenheit und gibt dem Raum mit den vielen Elementen in schwarz/weiss, gelb und weiteren Farben Ruhe. Ich überlege mir, die zweite Wand in derselben Farbe zu streichen. Hier müsste man jedoch die Fensterrahmen des quer liegenden Fensters (oben) in der selben Farbe streichen. Ansonsten sticht dann der weisse Rahmen zu sehr hervor.
Unsere Beauty – so nenne ich das wunderschöne Bild von Olaf Hajek – einer meiner Lieblingskünstler. Diese Lady hat mich schon zu vielem inspiriert. Gelb war nicht unbedingt meine Farbe, jedoch habe ich sie komplett neu entdeckt und sie tut einfach sehr gut.
Eine wunderschöne Fotografie verleiht dem Wohnzimmer eine Ruhe und Eleganz. Die starken Farben im Bild ergänzen zu dem die Inneneinrichtung. Im Wohnzimmer tritt man in eine Welt der «Fotografie & Kunst» ein.
Ein Raum ist für mich erst fertig, wenn Vorhänge und Textilien vorhanden sind. Im Wohnzimmer habe ich mich für weisse Vorhänge mit feiner Struktur entschieden.Bei uns gibt es im Wohnzimmer viele Eindrücke. Vorhänge geben in diesem Design Ruhe und Wohnlichkeit in den gesamten Raum.
Terrasse & Garten
Die Natur ist «ganz natürlich» der Star bei uns. Bei den Gartenmöbeln habe ich mich für schlichtes Design in Anthrazyt entschieden. Das Haus ist aus Holz und ich wollte filigrane Möbel, die eine Leichtigkeit vermitteln. In der Tat ist es manchmal schwierig, schöne Gartenmöbel zu finden, die alle zueinander passen. Ich bin da pragmatisch – Stühle, Tische, Liegen, kleine Tische, Kerzenhalter – alles von anderen Marken. Ich hatte eine Vorstellung und so fügte ich Produkte von verschiedenen Anbietern zusammen. Draussen gehören die Farben «Anthazyt und gebrochenes Weiss» zum Konzept.
Schlafzimmer
Das Schlafizimmer als Ruheoase. Schränke sind immer so ein Thema. Der Schrank muss, darf da sein – aber er sollte nicht den ganzen Raum dominieren. Am besten platziert man ihn da, wo man ihn bei Eintritt des Raumes nicht gleich als erstes sieht. Klar, das ist manchmal gar nicht so einfach. Ich habe mich für einen Eckschrank entschieden (in allen Schlafzimmern). Die Farbe hatte ich so gewählt, dass sie zur Decke (Holz) und zum Parkett passt.
Auch im Schlafzimmer darf eine komplett andere Welt entstehen. Eine Fotografie eine Freundes hat mich zur Gestaltung des Raumes inspiriert. Diese Farben, das Meer, diese Stimmung. Die Farbe des Himmels auf dem Bild hat mich auf die Wandfarbe gebracht – ein schlichtes Hellblau – es wurde eine Le Corbusier Farbe die uns tagtäglich begeistert. Die Farbe an der Wand ist sozusagen die Erweiterung des Himmels auf der Fotografie. Alles ist in hellen Farbtönen gehalten und die Textilien, ob Teppich, Vorhänge oder Bettwäsche, spielen eine sehr grosse Rolle. Leinen- und natürliche Materialien und Farben geben diesem Raum Wärme und Wohlgefühl. Die Keramikmöven lassen die Nähe des Meeres spüren. So ist man ganz schnell irgendwo am Meer und doch zu Hause.
Kinderzimmer
Hier war unser Sohn der Designer. Nur die Möbel habe ich so platziert, dass viel Raum in der Mitte vorhanden ist. Wichtig finde ich (wenn es der Raum ermöglicht) das Bett so zu setzen, dass man geschützt schlafen kann und vom Bett auch zur Türe sieht.
Die Tapete ist eine Collage mit einem Tiger. Dieses Design begeistert Klein und Gross. Unser Sohn hat auch die den petrolgrünen Vorhang gewählt. Dieser ist optimal für die Verdunkelung und die Farbe gibt dem Raum eine tolle Atmosphäre.
Badezimmer
Ich liebe es Badezimmer und Gästetoiletten, egal ob im privaten wie auch öffentlichen Bereich, zu gestalten. Hier darf man aus dem Vollen schöpfen und Akzente setzen. In unserem Badezimmer war unser Duschvorhang meine Inspiration. Der Duschvorhang ist von den Zürcher Designern «kollektiv vier», mit welchen ich zusammen arbeite. Da hatte ich die Idee, dieses Design auch an der gegenüber liegenden Wand als Tapete zu realisieren. Damit es auf den ersten Blick keine Widerholung gibt, habe ich das Sujet einfach gespiegelt an der Wand realisiert.
Entstanden ist ein Badezimmer das durch das Stoff- wie auch Tapetendesign in den Garten «Eden» einlädt (Name des Designs). Die Pflanzen ragen hoch und da es eine Collage ist, enteckt man in der Badewanne, vor dem Spiegel (da es spiegelt) und an der Wand immer wieder Neues – ich sehe täglich wieder etwas Neues (lacht).
Selbstverständlich dürfen auch die farblich abgestimmten Textilien nicht fehlen. Hier habe ich drei Sets in verschiedenen Designs. Ich mag es wenn immer wieder etwas Neues zu sehen ist und bei mehreren, sorgfältig ausgesuchten Sets, kann man dieses Neue spielerisch hinzufügen.
Atelier
Das Atelier meine kreative Oase und eine Ideenquelle – Das Atelier befindet sich im Nebengebäude. Die fast 6 Meter hohen Wände ermöglichten sehr viel Spielraum für die Gestaltung. Die Wände des ganzen Ateliers sind mit OSB-Platten verkleidet. Ich liess die Wände und die Decke weiss streichen und nun ziert die Decke ein eigenes Design aus dem Hause Moodesign «Birds». Selbstversändlich ist hier die Tapete der Star. Verschiedenste Vögel in den verschiedensten Farben, Pflanzen in Grün-Nuancen, lassen einen in eine andere Welt eintauchen.
Bücher, Bücher und nochmals Bücher – Sie sind eine grosse Inspriationsquelle für mich. Sie belgeiten mich oft in verschiedenen Projekten. Wie vorher schon einmal gesagt: Eine Fotografie oder eine Farbe können mir schon einen Impuls für eine ganze Innenraumgestaltung mit Tapeten und Farben geben.
Wir sehen bei Ihnen viel Kunst im Atelier – woher rührt das?
Ja, ich glaube man sieht auf den ersten Blick, dass Kunst aus Afrika eine weitere Liebe ist von mir ist (lacht). Dieses grosse Porträt einer jungen Frau aus dem Raum Tansania hat mich so sehr berührt, dass es einfach in mein Atelier musste. Die Glasperlenfiguren aus Kamerun sind für mich täglich ebenfalls eine grosse Inspriation. Der übergrosse Tiger ist ein Überbleibsel einer Messegestaltung, die ich für eine Unternehmung umsetzen durfte. Den Tiger habe ich hinter den grossen Pflanzen platziert. Er zaubert allen immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht.
Der Raum ist trotz vielen Elementen – harmonisch. Ein Kreativatelier für Tapeten, Farben, Innenraumgestaltung und Kunst.
Wow, diese Tour hat uns begeisert. Können Sie uns noch etwas zum Abschluss sagen?
Vielen Dank für den Besuch. Gestalten Sie Raumwelten mit Tapeten und Farben – jeder kann ein Designer oder eine Designerin sein – nur Mut! Vielen herzlichen Dank für den Besuch.
Das Interview geht weiter…
Teil 1: Das sind Rita Krasniqis Inspirationsquellen
Teil 3: Tipps & Tricks für die eigenen vier Wände
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Über die Interviewpartnerin
Rita Krasniqi ist Interior Designer und hat sich auf individuelle Wandgestaltungen mit Tapeten spezialisiert. Mit ihrer Firma Moodesign kreiert sie individuelle Tapeten für Wände, Decken und Türen für Räume, in denen sich Menschen wohl fühlen. Ergänzend zu Tapeten realisiert Moodesign auch Interieur-, Farb- und Lichtkonzepte. Kunden sind neben Privatpersonen Architekturbüros, Schulen, Spitäler und weitere Firmen.
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