Das spezielle Baugerüst, das einfach stehen bleiben durfte, war in diesem Zusammenhang das Ei des Kolumbus. Es ist geeignet für die vertikale Erschliessung der Schulzimmer und steht auch schon da, wenn es dereinst wieder als Baugerüst für die Aufstockung gebraucht wird.
18 vorgefertigte Module, die innert nur dreier Tage auf dem Schraubfundament fix montiert wurden, machen in Bellach Schule. Die Trockenbauweise im Werk verhinderte die grosse Baustelle neben dem bestehenden Schulhaus. Statt viel Lärm und einer langen Austrocknungszeit fügten der Kranführer und das Renggli-Montageteam beinahe spielerisch Modul mit Modul zusammen, bis mit zwei Geschossen der Raumbedarf für die Bellacher Kinder gedeckt war. Die Räume sind nach Ost-West ausgerichtet und erhalten von zwei Seiten her viel Licht zum Lesen, Zeichnen und Lernen. Die Fenster dazu sowie die Türen, die Haustechnik und sogar die Malerarbeiten wurden bereits im Renggli-Werk realisiert. Nur so war es möglich, trotz Pandemieeinschränkungen und einwöchiger Verzögerung einer Materiallieferung den Endtermin einzuhalten. Voraussetzung dafür war ebenso eine akribische Planung im Kreis eines kompetenten Teams, sagt Bauverwalter Jürg Vifian, der von Anfang an für einen Modulbau plädierte.
Nicht zum ersten Mal haben die Verve Architekten in Zusammenarbeit mit Renggli Schulräume als Module konzipiert. In Biel und in Pieterlen sind ähnlich aufgebaute Module zum Schuleinsatz gekommen. Dennoch sind dabei ganz unterschiedliche Gebäude mit eigener Grundrisstypologie und äusserer Erscheinung entstanden. In Bellach ist man erfreut, dass dank dieser Bauweise und Konzeption die spätere Aufstockung um zwei Etagen ein Kinderspiel sein wird. Ein Grundsatzentscheid war gemäss Jürg Vifian aber auch, dass mit Holz ein natürlicher Baustoff zum Tragen kam. Der Holzbau habe in den letzten Jahrzehnten eine grosse und sehr positive Entwicklung durchgemacht.
Während die Aussenansicht mit «Baugerüst» und «Sicherheitsgitter» einige Bellacher an Gefängnisbauten erinnert, herrscht über die heimelige Wohlfühlatmosphäre im Innern bei Kindern wie Lehrpersonen Einigkeit. Die Schalldämpfung, der grosse Lichteinfall und vor allem die Wärme des Holzes seien dem Lerneifer und der Konzentration der Kinder sehr zuträglich. Sehr willkommen ist auch die Möglichkeit, für Gruppenarbeiten den Raum zu teilen oder bei schönem Wetter nach draussen zu erweitern. Damit die Kinder besser erkennen können, ob die Glastüren offen oder geschlossen sind, zieren die Musiknoten eines der berühmtesten Schweizer Volkslieder die Glasfront. Das Lied wurde in den Dreissigerjahren vom Bellacher Lehrer Otto Wolf geschrieben und handelt von einem im ganzen Land bekannten Vaganten. Sie haben es erraten: dr Schacher Seppli. Der volkstümliche Lehrer hätte sich über diese Würdigung auf Schulhaustüren sicher gefreut.
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Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.
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