Holz-Liftschacht 2.0

Mit den Brandschutzvorschriften 2015 wurde der Holzbau mit dem Massivbau gleichgestellt. Damit wurde auch der Weg für vorgefertigte Treppenhäuser und Liftschächte geebnet. In der Zwischenzeit ist der Holz-Liftschacht aus dem Prototyp-Status raus gewachsen und hat sich auf dem Markt etabliert. Insbesondere die schnelle Bauweise und die grosse Präzision wird sowohl von der Bauherrschaft wie auch von den in der Planung und Realisation beteiligten Firmen sehr geschätzt.  In der Vielzahl an realisierten Projekten hat sich gezeigt, dass der Holz- und Liftbau sehr ähnliche Ansprüche und Vorstellungen an Präzision und Modularität haben. Auch setzen beide Branchen seit jeher auf eine möglichst hohe Vorfertigung. Es liegt also auf der Hand, diese beiden Gewerke bereits vor der Baustellenmontage zu vereinen.

Was so einfach, wie auch naheliegend klingt, birgt bei genauer Analyse dennoch einige grosse Herausforderungen. Diesen wollte sich die Renggli AG zusammen mit der Schindler Aufzüge AG stellen und lancierten im Winter 2020/21 ein gemeinsames Entwicklungsprojekt. Dies mit dem Ziel ein vorgefertigtes Liftmodul zu entwickeln, bei dem die Bauelemente des Liftes bereits in der Produktion im Liftschacht integriert werden. Damit soll die Sicherheit erhöht, sowie die Effizienz und Montage-Ergonomie gesteigert werden.

Auch wenn der Holz- wie auch der Liftbau in der modularen Bauweise beheimatet sind, galt es durch das vorzeitige «Verheiraten» dieser beiden Gewerke eine Vielzahl von Nahtstellen zu definieren und klären. So ist zum Beispiel der Schacht so zu konstruieren, dass dieser mit der Hightech-Lichttechnik sicher transportiert und montiert werden kann. Die Liftelemente in den Schachtmodulen müssen so angebracht werden, dass diese bei der Baustellenmontage von Element zu Element punktgenau aufeinanderpassen.

Ein engagiertes und ambitioniertes Projektteam bestehend aus Entwicklern, Techniker und Handwerkern konnten diese Entwicklungshürden überwinden und ein Prototyp in Rekordzeit von lediglich sechs Monaten entwickeln, produzieren und montieren. Nach abgeschlossener Planung mit digitalem Austausch zwischen Lift- und Holzbau wurde das Liftmodul in den Räumlichkeiten der Schindler Aufzüge AG vorgefertigt, mit der Lifttechnik versehen und von da direkt auf die Baustelle geführt. Die Montage war schliesslich - integriert im normalen Bauprozess - eine Angelegenheit von wenigen Minuten.

Der Pioniercharakter dieses Produktes liegt insbesondere in der vorgängigen Verschmelzung der Holz- und Liftbau-Komponenten. Innerhalb der jeweiligen Gewerke konnten aufgrund des ausgeklügelten Engineerings weitgehend bewährte Bauteile eingesetzt werden. So entspricht bereits dieses Pilotprojekt sämtlichen Normen und Reglementen und ist vollumfänglich einsatzfähig. Dies ermöglicht eine schnelle und einfache Adaption auf weitere Bauvorhaben.

Bereits mit diesem Prototypen konnte aufgezeigt werden, dass durch die Vorfertigung von Liftmodulen im Montageprozess auf der Baustelle erheblich Zeit eingespart werden kann – dies bei einer gleichzeitiger Minimierung von Toleranzen.

Neben dem Einsatz bei Neubauprojekten hat diese Bauweise auch grosses Potential bei Umbau- und Sanierungsvorhaben im urbanen Bereich. So können solche Lift-Systeme künftig innert weniger Stunden bei bestehenden Gebäuden ein- oder angebaut werden. Dies mit einem Minimum an Störung bei Bewohner und in der Nachbarschaft.

Im «Holzbau-Podcast» habe ich mit Sven Bill über dieses ambitionierte Projekt mit vormontierter Lifttechnik gesprochen:

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