Das erste Holzhochhaus der Schweiz entsteht zurzeit in Rotkreuz. Was müssen Architekten, Planer oder Bauherren wissen, wenn Sie Ähnliches vor haben?
In Rotkreuz entsteht derzeit im Quartier Suurstoffi das erste Holzhochhaus der Schweiz. Das Tragwerk des 10-geschossigen und 36 m hohen Gebäudes besteht aus Holzstützen und Holzunterzügen sowie einer Holz-Beton-Verbund-Decke. Lediglich das Parterre, der Liftschacht und das Treppenhaus sind aus statischen Gründen in konventioneller Stahlbetonbauweise erstellt. Aus Sicht des Brandschutzes ist dies nicht zwingend notwendig.
Doch auch unsere Nachbarn in Österreich und Deutschland sind nicht untätig. Aktuell wird in Wien das HoHo gebaut. Ein Hochhaus mit 84 m Höhe und 24 Geschossen. Es wird bei Fertigstellung das höchste Holzgebäude der Welt sein. In Hamburg ist das Projekt Wildspitze in Planung. Es soll bei Fertigstellung 64 m hoch sein und sich über 18 Geschosse erstrecken.
Weltweit sind weitere Hochhäuser aus Holz in Planung oder bereits gebaut.
Einen neuen Höhenrekord aufzustellen, muss nicht zwingend das Ziel sein. Trotzdem kann ein Hochhaus, gemäss Brandschutznorm bei einer Gebäudehöhe ab 30 m, für Ihr Vorhaben die richtige Lösung sein.
Warum Sie dabei auch an Holz denken sollten und welche wichtigen Punkte zu beachten sind, möchte ich Ihnen mit den wichtigsten Fragen beantworten:
Seit wann sind Hochäuser mit einer Tragkonstruktion aus Holz in der Schweiz erlaubt?
Seit dem 1. Januar 2015 ist die aktuelle Normengeneration der Brandschutzvorschriften in Kraft. Diese erlaubt explizit Gebäude aller Nutzungen bis 100 m Höhe mit einer Konstruktion aus Holz.
Muss das Treppenhaus zwingend aus Stahlbeton erstellt werden?
Wie bei mehrgeschossigen Gebäuden bis 30 m Höhe darf auch das Treppenhaus mit einer Holzkonstruktion ausgeführt werden. Oft wird das Treppenhaus trotzdem in Stahlbeton ausgeführt, insbesondere für die Abtragung der horizontalen Lasten aus Wind und Erdbeben.
Braucht eine Holzkonstruktion mehr Platz als eine Konstruktion aus Stahlbeton?
Werden die Anforderungen an den Feuerwiderstand berücksichtigt, ergibt sich für Stützen und tragende Wände eine sehr ähnliche Dimension für die Holzkonstruktion wie für eine Stahlbetonkonstruktion. Wie im Massivbau hochfeste Betone verwendet werden, gibt es auch im Holzbau Hochleistungsbaustoffe mit teilweise massiv höheren Festigkeiten. Insbesondere sind hier Bauteile aus Laubholz (z.B. Buche) zu nennen.
Die Geschossdecken haben im Holzbau oft einen höheren Aufbau. Der Grossteil der Differenz rührt daher, dass Installationen im Stahlbeton oft integriert sind. Dies ist im Holzbau nur bedingt möglich und sinnvoll. So ist eine separate Installationszone (Doppelboden oder abgehängte Decke) erforderlich. Hiermit ist konstruktionsbedingt die Systemtrennung berücksichtigt. Dies hat eine höhere Flexibiliät und somit geringere Kosten bei späteren Renovierungen oder Umnutzungen zur Folge.
Ist eine Oberfläche in Holz möglich?
Mit Ausnahme der Fluchtwege wie Treppenhaus und Korridor sind Holzoberflächen in jeglichen Räumen an Boden, Wände und Decken möglich. Im horizontalen Fluchtweg, dem Korridor, darf der Boden ebenfalls aus Holz bestehen. Ist das Gebäude mit einer Sprinkleranlage ausgerüstet, kann in vielen Bereichen auf eine zusätzliche Beplankung mit Gipsplatten verzichtet werden.
Ist eine Holzfassade möglich?
Mit einem Standard-Brandschutzkonzept muss die Aussenwandbekleidung zwingend aus nicht brennbaren Baustoffen bestehen. In Absprache mit der zuständigen Behörde und zusätzlichen Massnahmen, um das Schutzziel zu erreichen, ist grundsätzlich eine Holzfassade an einem Hochhaus denkbar. Eine mögliche zusätzliche Massnahme kann z.B. eine Sprinkleranlage für die Fassade sein.
Was ist eine Kapselung?
Eine Kapselung im Sinne der Brandschutzvorschriften ist eine Methode, Holzbauteile so zu beplanken, dass die Konstruktion als nicht brennbares Bauteil gilt. Die Bauteile müssen auf allen sechs Seiten mit einer K30 bzw. K60 Beplankung bekleidet werden. Bei einer Wand bedeut dies, dass zusätzlich zu den beiden Wandflächen auch die Stirn der Wand und Ober- sowie Unterseite zusätzlich beplankt werden müssen. Gleiches gilt für sämtliche Installationen, welche ebenfalls in Kanälen aus der Beplankung geführt werden müssen. Es empfiehlt sich daher, möglichst wenige Installationen in diesen Bereichen zu planen oder diese in einer separaten Ebene auf dem gekapselten Element zu führen.
Im zweiten Beitrag geht es um den Schallschutz, die Bauzeit und darum, welches Team in der Lage ist, Holzhochhäuser umzusetzen.
Beiträge zum Thema Holzhochhaus und mehrgeschossiges Bauen mit Holz
Holzhochhaus – Vision von morgen oder Trend von heute? (Teil 2/2)
Das HoHo Wien: Ein Holzhochhaus mit 24 Geschossen und 84 Metern Höhe
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