Wo geschützte Bäume stehen, baut man am besten mit Holz. Das zeigt das Wohnhaus für Spitalmitarbeitende in Lausanne, das den Eindruck macht, als stünde es schon immer da.

Mitten im Baumbestand: wie wenn das Gebäude schon immer da gewesen wäre.

In der Tat war zunächst von einer Renovierung die Rede. Das bestehende Gebäude im Norden von Lausanne, dessen Eigentümerin die Pensionskasse des Kantons Waadt (CPEV) ist, war als Wohnheim für das Pflegepersonal des Waadtländer Universitätsspitals (CHUV) nicht mehr geeignet. Während der Projektstudie wurde es daher vorübergehend von den Sozialdiensten der Stadt genutzt. Der Bau aus den 70er-Jahren bot nicht mehr den erwarteten Komfort, insbesondere in Bezug auf Energie und Sicherheit. Eine Renovierung hätte kaum wesentliche Verbesserungen in Bezug auf hindernissfreie Zugänge und den Schallschutz gebracht. Einzig das Untergeschoss wurde als «wiederverwendbar» eingestuft. Der Neubau sollte leicht genug sein, um darauf aufzusetzen.

Christophe Imboden, Leiter Realisation CCHE Lausanne SA
Der Austausch mit Renggli über den Holzsystembau war sehr bereichernd. Christophe Imboden, Leiter Realisation CCHE Lausanne SA
 Kevin Partensky, Projektleiter Holzbau Renggli AG
Die Gebäudegeometrie mit vielen Ecken und Volumen war für uns eine grosse Herausforderung, die wir gut gelöst haben. Kevin Partensky, Projektleiter Holzbau Renggli AG
Romain Charlet, Projektleitender Architekt bei Retraites Populaires und Bauherrenvertreter der Pensionskasse des Kantons Waadt
Unsere Hauptanforderungen waren Schnelligkeit, Leichtigkeit und Ökologie sowie der Wunsch, lokales Material und Know-how zu verwenden. Romain Charlet, Projektleitender Architekt bei Retraites Populaires und Bauherrenvertreter der Pensionskasse des Kantons Waadt

Neuer Bau auf altem Fundament: schnell, leicht und nachhaltig

Wie so oft gab in der Güterabwägung zwischen Renovation und Neubau der Holzbau den Ausschlag. Erstens: Die Vorfertigung der Holzbauelemente mit modernsten Produktionsanlagen verkürzt die Bauzeit erheblich. Zweitens: Mit Holz lässt sich die thermische Qualität der Gebäudehülle massiv verbessern – das ECO-Label ist mit einer luftdichten Holzfassade schon fast Formsache. Und drittens: Holzbauelemente sind leicht genug, um hier auf dem bestehenden Betonfundament aufzusetzen. Und genau das waren die drei entscheidenden Kriterien der Bauherrschaft, der CPEV, bei gleichzeitig unnachgiebigem Blick aufs Budget.

Das Verdikt der CPEV: Wenn schon Holz, dann Schweizer Holz, s’il vous plaît

Ökologischer Konsequenz folgend, war es der CPEV wichtig, dass für den Ersatzneubau in Lausanne lokales Holz und Schweizer Holzhandwerk zum Einsatz kamen. Beides war in geografischer Nähe verfügbar. Allerdings schnellte der Holzpreis Ende 2022 dramatisch in die Höhe. Im direkten Austausch mit Renggli verfolgte die CPEV die Entwicklung und traf die strategisch nötigen Entscheidungen. Das neue Wohnhaus für die Pflegefachkräfte beinhaltet 67 Wohneinheiten mit 1.5 bis 3.5 Zimmern und einer Tiefgarage für 16 Fahrzeuge. Das bisherige Gebäude bot nur 59 Wohnungen. Mit ihrem Wohnangebot kann das CHUV im schwierigen medizinischen Arbeitsumfeld eine wichtige Trumpfkarte ausspielen.

«Das Gebäude wirkt, als wäre es schon immer da gewesen.»

Wenn ein Gebäude sich in die Umgebung einschmiegt, ist das primär eine architektonische Leistung. In diesem Fall hat es aber auch mit der baulichen Rücksichtnahme auf geschützte Bäume zu tun. Die Kunst bestand darin, die vermietbare Fläche auszuweiten, ohne die Bäume anzurühren. Mithilfe von Ecoscan, einem unabhängigen Umweltberatungsbüro mit Sitz in Lausanne, erarbeiteten die Planer ein Konzept, um die Bäume zu erhalten und während der Bauphase mit aller Sorgfalt zu schützen. Mit ein Grund, warum der über 2400 m² grosse Aussenraum als natürliche Begegnungszone wahrgenommen wird. Im Zusammenspiel von Gebäude und Umgebung wirkt die ganze Anlage als harmonisches Ganzes. Vor allem die Fassade fügt sich wunderbar ins Naturgeschehen ein. Das Gebäude, findet Projektleiter Kevin Partensky, wirke so, als wäre es schon immer da gewesen.

So selbstverständlich der Bau in seiner Erscheinung anmutet, so anspruchsvoll war er in der Planung und der Ausführung. Die Gebäudegeometrie ist geprägt von vielen Ecken und Abstufungen, viele Details und Anschlüsse verlangen nach höchster Sorgfalt bereits in der Vorfertigung. Es gab viele Zonen mit aufwendigen Abschlussarbeiten, die erst auf der Baustelle erledigt werden konnten. Planerisch und organisatorisch anspruchsvoll war zudem das Treppenhaus aus Holz mit Stiegen aus Beton. Das funktioniert nur, wenn Timing und Koordination mit den externen Fachstellen reibungslos verlaufen.

Bei derartigen Problemlösungen sah sich der Auftraggeber in seinen Erwartungen bestätigt: «Wir wollten eine Partnerschaft aufbauen und von Rengglis Erfahrung über die Holzvorfertigung profitieren», sagt Bauherrenvertreter Romain Charlet. Schon während der Bauphase konnte er feststellen, dass die Arbeitsumgebung dank Holzeinsatz im Vergleich zu einer traditionellen Baustelle bedeutend angenehmer war, vor allem, was Feuchtigkeit und Geruch betraf. Sein Fazit: «Wir sind stolz darauf, ein schlüsselfertiges Holzbauprojekt in Rekordzeit und zur vollen Zufriedenheit der Besitzerin und Mietenden umgesetzt zu haben.»

Mit Balkon: Alle grösseren Wohnungen verfügen über einen Aussenplatz.
Helle Küche: Von zwei Seiten fällt natürliches Licht ein.
Sicht ins Grüne: vom Wohnraum in die Baumkronen.
Badezimmer: hübsch und pragmatisch.

Details zum Bauprojekt

Investorin und BesitzerinPensionskasse des Kantons Waadt
BauherrenvertretungRetraites Populaires
ArchitekturCCHE Lausanne SA
Baujahre2022–2023
BaustandardMinergie-Eco
KonstruktionHolzsystembau
FassadeVertikale, vorvergraute Holzschalung
NutzungMehrfamilienhaus mit 67 Mietwohnungen für Pflegepersonal à 1.5 bis 3.5-Zimmer
Leistungen Renggli AGHolzbau-Engineering (Statik und Bausystem)
Holzbau

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Über den Autor

Porträtfoto Texter Markus Gabriel
Markus Gabriel

Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.

Kommentare zu
«In Lausanne: ein Ersatzneubau vor lauter Bäumen»

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