Als ich zum ersten Mal von integrierten Projektabwicklungsmodellen (IPD) hörte, war ich sofort begeistert. Ein gemeinsames Projektziel, ein Team das fokussiert auf dieses Ziel hinarbeitet und eine Energie, die für die Vorwärtsbewegung eingesetzt wird: So wollte ich in Zukunft arbeiten. Wie so oft erweist sich die Umsetzung in der Praxis als schwieriger als gedacht. Warum die Zeichen für IPD trotzdem gut stehen, erläutere ich in diesem Beitrag.

Netzwerk schlägt Hierarchie

Netzwerke sind lösungsorientierte Systeme mit einer hohen Eigendynamik (siehe Dr. Peter Kruse). Die technologischen Möglichkeiten ebnen den Weg für diese Vernetzung, weshalb Informationen in Zukunft direkter fliessen werden. In diesem Zusammenhang sind Hierarchien nur Positionen, die als Dreh- und Angelpunkt fungieren. Sie sind in der heutigen Zeit jedoch nicht mehr notwendig und werden deshalb als störend wahrgenommen.

Die Macht der Vernetzung ist so gross, dass ich empfehle, an Lösungen zu arbeiten, die diese Vernetzung zulassen. Wie das Projektabwicklungsmodell im Detail aussieht, ist an dieser Stelle zweitrangig. Viel wichtiger ist die Erkenntnis, dass die heutigen hierarchischen Systeme den neuen Bedürfnissen nicht gerecht werden. Vorgesetzte werden Macht zu Gunsten der Vernetzung abgeben müssen. Und hier mündet das Thema in veränderte Wertschöpfungsketten und Honorarordnungen. 

Veränderte bzw. optimierte Wertschöpfungskette

Wir sprechen oft davon, dass die digitale Transformation eine Veränderung der Wertschöpfungskette mit sich ziehen wird. Die Tragweite dieser Aussage wird uns bewusst, wenn ganze Glieder aus der Wertschöpfungskette wegfallen oder zumindest stark optimiert werden. Lassen wir diesen Gedanken setzen, wird uns bewusst, welche tiefgreifende Veränderungen auf uns zukommen werden. Aus anderen Industrien gibt es bereits anschauliche Beispiele, die aufzeigen, was das bedeutet: War früher für Musik eine physische Wertschöpfungs- und Lieferkette notwendig, braucht es heute nur noch Musiker und Musikerinnen, eine App und Konsumierende. Waren bei Zahlungen früher mehrere Schritte notwendig, von der Rechnungsstellung, zur Zahlungserfassung bis zur ausgelösten Zahlung, können heute bequem Dienstleistungen oder Produkte mit Hilfe eines QR-Codes der Anbieter und einer Bezahlapp auf dem Mobile bezahlt werden. Man kann sich also vor solchen Tatsachen verschliessen oder das Thema aktiv angehen und sich eine aussichtsreiche Position in der zukünftigen Wertschöpfungskette erarbeiten. 

Transparenz

Wer heute noch von intrasparenten Geschäftsmodellen lebt, wird schlaflose Nächte haben. Bauen wird transparent. Auch das ist eine Tatsache und lässt sich mit schönen Beispielen aus anderen Branchen belegen. Egal was wir kaufen, innerhalb weniger Sekunden liegen uns duzende Angebote vor, die wir vergleichen können. Der transparente Preis ist erst der Anfang. Folgen werden Kundenbewertungen, CO2-Berechnungen, etc. - alles per Klick abrufbar.

Schlussfolgerung

Die Idee der integrierten Projektabwicklung ist nicht neu. Die Chance, dass sich diese Art der Projektabwicklung nun durchsetzen wird, ist jedoch auf Grund veränderter Umstände gross. 

Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass es sich bei IPD im engeren Sinne nur um eine mögliche Form der integrierten Projektabwicklung handelt. Dies wird im Positionspapier von Bauen digital Schweiz, das im September 2022 publiziert wurde, gut beschrieben (siehe Link unten).

So möchte ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser ermutigen: Widmen Sie sich integrierten Projektabwicklungsmodellen! Brechen Sie Hierarchien auf, integrieren Sie Schlüsselkompetenzen ungeachtet von Honorarordnungen und führen Sie eine offene, transparente Kommunikation. 

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«Integrierte Projektabwicklungsmodelle: eine nüchterne Betrachtung»

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