Kann in einem effizient strukturierten und streng getakteten Holzbau ein Bio-Handelsbetrieb und gleichzeitig ein Museum orchestriert werden? Oder: von der Wichtigkeit, einen Scheunenbau öffentlich zugänglich zu machen und kulturell zu nutzen.
Unser Architekturbüro beschäftigt sich seit einiger Zeit mit Holzbauten unterschiedlichster Art. So haben wir in der nahen Vergangenheit Wohnhäuser, eine Produktionshalle und einen Weinschopf entwerfen und erbauen können. Das Projekt «Schüür» hat uns vor eine weitere Herausforderung gestellt. Sowohl die Nutzungs- als auch die Projektentwicklung wurden gemeinsam mit der Bauherrschaft aktiv vorangetrieben. Anfänglich lautete der Auftrag, ein Logistikzentrum für den Bio-Handelsbetrieb RegioFair zu bauen. Wir waren der Überzeugung, dass mit einer weiteren Nutzungszuführung, nämlich der Integration des Schweizerischen Agrarmuseums Burgrain, das Bauvolumen in seiner Grösse und Stellung bestätigt werden kann. Die Nutzungsdichte sowie die Nutzungsgegensätze verleihen dem Gebäude Spannung; die sowohl öffentliche wie auch geschäftliche Nutzung bringt eine hohe Besucherdurchmischung. Demgegenüber stehen die architektonische Umsetzung, die räumlichen Qualitäten sowie die Struktur- und Konstruktionskonzeption, welche von Anfang an in Holz gedacht und bis zuletzt immer wieder kritisch hinterfragt wurde.
Der Holzbau bedeutet für uns, eine Konstante in der Lösungsfindung zu haben, und zwar nicht nur in konstruktiver Hinsicht, sondern auch bezüglich seiner Akzeptanz und der gesellschaftlichen Stellung, die Holz als Baustoff geniesst. Der systemtreue und somit konsequent strukturierte Holzbau bringt eine willkommene Begrenzung der Möglichkeiten mit sich. Die entworfenen Räume und deren Fügung – im Fall der Schüür handelt es sich um einen grosszügigen inneren Freiraum, der dank unterschiedlicher Transparenzen Blickbezüge, Ein- und Ausblicke schafft – sind verantwortlich für das Zustandekommen vordergründig gegensätzlicher Nutzungen. Architektur lebt von Gegensätzen, von Werten, von Identität, von Sinn und von Poesie.
Die Schüür im Burgrain in Alberswil bestätigt, dass die Nutzungsdiversität Werte schafft und der Holzbau gleichzeitig Kultur erzeugt. Es ist also durchaus möglich, dass ein Handelsbetrieb, der ausschliesslich Bio-Produkte vertreibt, im gleichen Bauvolumen angesiedelt ist wie ein Museum, das sich hauptsächlich mit der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion auseinandersetzt. Die Bauherrschaft hat die Zeichen der Zeit richtig gelesen. Sie vereint zwei unterschiedliche Nutzungen unter einem Dach und schafft Kultur an einem sensiblen Ort.
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