Beim Neubau des Office national des forêts (ONF) in Paris ist es nicht nur ökologische und ökonomische Vernunft, auf Holz aus den eigenen Wäldern zu setzen. Es ist ausserdem Werbung in eigener Sache.

Konferenzsaal mit Holzständern und bodentiefen, breiten Holzrahmenfenstern
Büros für Menschen: Arbeiten in wohnlicher Atmosphäre.
Offene Büros mit Luftraum
Offene Bürokultur: gut für soziale und kulturelle Interaktionen.

Es steht dem ONF gut an, die Leistungsfähigkeit von Holz als Baustoff beim Neubau des eigenen Sitzes unter Beweis zu stellen. Der Waldanteil in Frankreich beträgt etwa 31% der Gesamtfläche des Landes – eine der grössten Waldflächen Europas. Der ONFNeubau ist somit eine Art Bannerträger für die Aktivitäten der Organisation. 100 Prozent des Holzes für Gebälk, Boden und Gerüst stammen aus Staatswäldern. Auch im Rahmenwerk, in den fächerförmigen Dachstühlen, in den Überhängen … le bois est le message. Auf dem Dach folgt die logische Fortsetzung: eine Photovoltaikanlage, die den Stromverbrauch des Neubaus deckt. Dabei ist Schlechtwetter keine Malaise: Regenwasser wird aufgefangen und für die Sanitäranlagen sowie die Bepflanzung genutzt. Umweltfreundlicher geht es kaum, und darum hat das BBCA-Label (Bâtiment Bas Carbone) den Bau mit «excellence» ausgezeichnet. Das Label E+C– (Bâtiment à Énergie Positive et Réduction Carbone) adelt den Holzbau ebenfalls.

Für die herausragende architektonische Leistung zeichnen Vincent Lavergne Architecture Urbanisme et Atelier WOA verantwortlich. Sie beruht auf einer komplexen Struktur, die über zwei Stockwerke hinweg von kreuzförmig angelegten Fassadenstützen, CLT-Decken und Raumteilern getragen wird. Ein besonderer Blickfang sind die Auskragungen über dem Eingangsbereich und im Innern die Fachwerksträger, die sich wie Äste auffächern. Die räumliche Anordnung und die visuelle Beziehung zwischen den verschiedenen Ebenen sollen den kollaborativen Geist fördern. Das Büro sei nicht nur ein Ort, wo man zum Arbeiten hinkommt, meint Architekt Vincent Lavergne, es sei ebenso eine Drehscheibe für soziale und kulturelle Interaktionen. Da kann das Homeoffice nicht mithalten.

Bauherrschaft Office national des forêts (ONF)
ArchitekturVincent Lavergne Architecture Urbanisme et Atelier WOA
BaustandardsBBCA (Bâtiment Bas Carbone, kohlenstoffarmes Gebäude) und E+C– (Gebäude mit positiver Energiebilanz und Kohlenstoffreduktion)
Baujahre2020–2022
KonstruktionHolzbau
NutzungBüroräume für 365 Angestellte
HolzbauMathis SAS

Über den Autor

Porträtfoto Markus Gabriel
Markus Gabriel

Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum».

Fotos: Sergio Grazia, Paris

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«ONF-Holzbau: Von Amtes wegen einen Trend setzen»

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