Der Arbeitsalltag von Zimmerleuten kann gefährlich sein. Was können wir als professioneller und verantwortungsvoller Arbeitgeber für mehr Sicherheit tun?
Im ersten Beitrag habe ich aufgezeigt, welchen Gefahren unsere Zimmerleute im Werk oder auf der Baustelle begegnen können. In diesem Beitrag geht es um unseren Umgang damit, und wie die Geschichte mit unserem verunfallten Mitarbeitenden ausgegangen ist.
Was tun wir für die Arbeitssicherheit?
Wir analysieren unsere Prozesse und Arbeitsweisen. Bei einer möglichen Gefährdung leiten wir nach «STOP» entsprechende Massnahmen ein:
- S für systemorientierte Massnahmen
Wir wählen das Arbeitssystem so, dass die Gefahr gar nicht erst besteht. - T für technische Massnahmen
Wir installieren technische Lösungen wie Geländer, Gerüste, Lichtschranken, Auffangnetze etc. Technische Massnahmen verhindern Gefährdungssituationen für die Mitarbeiter. - O für organisatorische Massnahmen
Wir leiten die Mitarbeitenden im Voraus genau an, wie was ausgeführt werden muss. Sie müssen zum Beispiel den Montageablauf kennen und verstehen. - P für persönliche Schutzausrüstung (PSA)
Dazu gehört zum Beispiel ein Helm, weil weder durch eine systemorientierte, technische, noch eine organisatorische Massname eine Gefährdung zu 100% ausgeschlossen werden kann. Weitere PSA sind: Sicherheitsschuhe, Schutzbrille, Handschuhe etc.
Mit unserer Vorgehensweise schaffen wir die Voraussetzungen für sichere Arbeitsplätze. Damit bei uns möglichst keine Unfälle passieren, müssen wir uns konsequent und ständig hinterfragen, beobachten und verbessern:
1. Seriöse Einführungen, regelmässige Schulungen
Neben einer vollständigen, seriösen Einführung in die Arbeit und den Arbeitsplatz sind regelmässige Schulungen für jeden Mitarbeitenden ein wichtiges Instrument. Immer wieder organisiert unser Sicherheitsbeauftragter kurze Inputrunden, um wichtige Vorschriften und Grundsätze zu wiederholen. Die Suva stellt uns diesbezüglich gutes Material zur Verfügung.
Unser Kundendienstmitarbeiter Beat Steffen bei der Schulung zum «sicheren Abstürzen».
2. Lernende besonders sensibilisieren
Unsere Lernenden Zimmerleute sind besonders gefährdet. Bei der Ausbildung achten wir speziell auf ihre Bedürfnisse. Dazu verwenden wir Lernmaterial der Berufsschulen und der Suva. In den überbetrieblichen Kursen lernen die Auszubildenden ebenfalls viel über die Arbeitssicherheit. Unsere Mitarbeitenden stehen unseren Lernenden jederzeit für Fragen zur Verfügung.
3. Sicherheitsaudits im Werk
Vier Mal pro Jahr führt unser Sicherheitsbeauftragter Beat Achermann ein Sicherheitsaudit im Werk durch, um unsere technischen Anlagen, Maschinen und Arbeitsweisen zu prüfen und notwendige Verbesserungen vorzunehmen. Dazu gehört das Tüfteln an Lösungen gemeinsam mit anderen Mitarbeitenden.
Die neue Vorrichtung am Materialdepot: Bei geschlossener Schranke können die Zimmerleute zuerst das Material an den Bühnenrand bringen. Sobald sie fertig sind, können sie das Geländer hochklappen und damit die Schranke hinten schliessen.
4. Besuche auf den Baustellen
Unser Sicherheitsbeauftragter Beat Achermann verfügt über 30 Jahre Berufserfahrung.
Unser Sicherheitsbeauftragter besucht fortlaufend unangemeldet die Baustellen. Dabei prüft er, ob alles nach den Suva-Sicherheitsrichtlinien abläuft.
5. Schon bei der Planung die Sicherheit im Fokus
Unser Sicherheitsbeauftragter ist massgeblich in die Planung unserer Bauprojekte integriert. Er sorgt dafür, dass unsere Zimmerleute später möglichst sicher die Gebäude montieren können. Manchmal müssen deshalb Elemente anders vorgefertigt werden. Zum Beispiel montieren wir Geländer bei Wandelementen mit grossen Fensterfronten bereits im Werk. Oder wir montieren die Anschlagpunkte für PSA gegen Absturz an einem Dachelement bereits im Werk, um die Montage bei Steildächern sicherer zu machen.
Bei diesem Einfamilienhaus hat Beat Achermann ein individuelles Gerüstkonzept erstellt, damit bei der Montage alles sicher von statten geht.
Das Gerüstkonzept beinhaltet verschiedene Gerüstarten.
6. Nach Unfällen: Besprechungen
Falls doch einmal ein Unfall geschieht, eruieren wir die Ursache und suchen nach Lösungen, wie wir in Zukunft solche Unfälle verhindern können.
Die Pritschen beladen wir jetzt mit Hebebühnen. Das macht die Arbeit viel sicherer, wie hier Matthias Bernet demonstriert: Er fixiert Wandelemente auf der Pritsche.
7. Zusammenarbeit mit der Suva und der Holzbaubranche
Die Holzbaubranche hat bezüglich der Arbeitssicherheit in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt. Vor vier Jahren hat die Branche eine sog. Branchenlösung samt speziellem Leitfaden erstellt. Die Suva hat die Arbeitsgruppe dabei unterstützt. Jedem Holzbauer stehen bei der Suva spezielle Ansprechpersonen zur Verfügung.
8. Verunfallter Mitarbeiter wieder eingegliedert
Unser Mitarbeiter, der beim Beladen von Wechselpritschen abstürzte, (siehe erster Blogbeitrag) versuchte sich zuerst bei uns an einem anderen Arbeitsplatz. Leider litt er immer noch an Auswirkungen des Unfalls und er darf seither nur leichte Gegenstände anheben. Ein Job im Büro kam für ihn nie in Frage. Sein damaliger Vorgesetzter hat mit ihm dann eine gute Lösung gefunden: Seither arbeitet er als Schulhauswart in Schötz. Auf unserem Areal treffen wir ihn regelmässig an, wenn er seine Schafe und Ponys besucht, die neben unserem Bürogebäude weiden.
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