Der Direktor des DOX in Prag wandte sich eines Tages an Tomás Kosnar vom Prager Büro Hut’ architektury: «Ich hätte gerne etwas auf dem Dach – lass uns ein Luftschiff bauen.»
Die Idee war abgehoben genug, um auf dem Dach des Zentrums für zeitgenössische Kunst zu landen, wenn auch erst nach einigen amtlichen Turbulenzen. Heute hangt die «parasitäre» Skulptur wie ein Traumschiff aus einer anderen Welt über zwei ehemaligen Fabrikgebäuden der bodenständigen Art – was für ein poetischer Kontrast! In Wahrheit ruht der hölzerne Zeppelin aber nicht auf den unsicheren Dächern, sondern auf wandnahen, subtilen Stahlträgern. Er ist 42 Meter lang, 10 Meter breit und fasst 120 kulturinteressierte Passagiere. Im Innern ist der zeppelintypisch gerippte Holzbau nämlich ein Vortragssaal, der vor allem für Lesungen und Diskussionen genutzt wird. Namensgeber für das hochfliegende Gefährt ist sinnigerweise Gulliver, der bekannte Vielreisende der fantastischen Literatur. Hoffen wir, dass Gulliver andere Städte ermutigt, im Luftraum über den Dächern einmal etwas zu wagen.
Ort | DOX Centre for Contemporary Art in Prag, Tschechei |
Idee und Konzept | Leoš Válka |
Architektur | Hut’ architektury Martin Rajniš s.r.o. |
Konstruktionsdesign | Zbyněk Šrůtek – TIMBERDESIGN |
Generalunternehmung | Stylbau |
Fläche | 200 m2 |
Konstruktion | Stahl und Holz |
Nutzung | Veranstaltungsraum für literarische Lesungen und Diskussionen |
Baujahr | 2016 |
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Den Zeppelin besuchen im DOX Centre for Contemporary Art in Prag (Englisch)
Über den Autor
Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum».
Kommentare (1)
11.09.2018
Harry Houthuijse
Eine schön erzählte Geschichte aus Holz und eine tolle Skulptur. Herzliche Gratulation!